Wir lieben unsere Hunde und wollen in der Regel nur das Beste für sie.
Es ist Frühling, es geht langsam auf den Sommer zu und die warmen Sonnenstrahlen im herrlichen Blätterwald zusammen mit dem Vierbeiner zu genießen ist einfach unbeschreiblich schön. Nicht nur
wir, sondern auch die Hunde spüren die Kraft der Sonne und zeigen sich ganz interessiert an den neuen Düften, die überall verteilt sind.
Es könnte so schön sein, wenn da nicht der Hund namens „Nein“ uns ständig begegnet. Wer ist denn nun der Hund mit Namen „Nein“?
Das ist der Hund, dessen Hundemensch ihm diesen Namen gegeben hat. Der Hund mit Namen „Nein“ wurde nicht etwa von seinem Besitzer willentlich so getauft – keinesfalls - der Hund hört aber ständig dieses Wort „Nein – Nein – Nein“. Was liegt für den Hund da näher als zu glauben, dass ihm sein Hundemensch einen neuen Namen gegeben hat und er jetzt auf diesen Namen Nein hören soll. Wie konnte es denn überhaupt dazu kommen?
Es ist die Unwissenheit der Menschen, die den Hund mit dem Wort „Nein“ immerwährend zuschütten. Ich möchte Ihnen aus meiner Sicht erklären, wie groß der Bedeutungsspielraum für das Wort „Nein“ ist und wie falsch es benutzt wird:
Manche Hundehalter machen sich keine Vorstellungen davon, was das Wort „Nein“ für ihren Hund eigentlich bedeuten soll. Ich persönlich benutze im Umgang mit dem Hund keinesfalls dieses Wort, da
wir Menschen es tagtäglich in Situationen mit anderen Menschen benutzen. Wenn man dann noch „Fein“ als Belohnungswort benutzt, ist die Verwirrung für den Hund vorprogrammiert.
Das erste Wort, was wie aus der Pistole geschossen auf den Hund niederrasselt, ist das Wort „Nein“. Bevor die Menschen sich überlegen, welche Signale man seinem Hund lehren kann, ist
dieses Wort stets die Nummer eins. Ich persönlich empfinde das als beschämend und armselig als Grundlage für eine Kommunikation mit solch einem wunderbaren Lebewesen. Um Ihnen zu verdeutlichen,
was ich genau damit meine, beschreibe ich einen Auszug von all den Bedeutungen, die das Wort „Nein“ für den Hund beinhalten soll:
Geh da nicht hin…
Ziehe nicht an der Leine…
Kläffe nicht rum…
Das hast du falsch gemacht, du solltest dich doch hinsetzen anstatt hinlegen...
Auf das Sofa darfst du nicht...
Da sollst du deinen Haufen nicht hinmachen...
Du sollst nicht aus dem Auto springen...
Sei nett nicht so unfreundlich zu dem anderen Hund...
Knabber nicht am Stuhlbein...
Du darfst noch nicht an dein Essen...
Du darfst jetzt nicht dem Fahrradfahrer hinterherlaufen...
Pinkel dort nicht hin...
Du sollst jetzt nicht zu dem anderen Hund hingehen...
Das darfst du nicht in dein Maul nehmen...
Du sollst nicht in die Wohnung pinkeln...
Du hast das falsche Spielzeug geholt...
Diese Hürde solltest du doch nicht überspringen - ich meinte die andere Hürde...
Das Reh darfst du nicht jagen...
Du sollst Kinder bzw. Menschen doch nicht anspringen... und und und.
Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
All das und noch viel mehr soll für das Lebewesen Hund dieses Wort „Nein“ bedeuten?
Wie viele unterschiedliche Handlungen und Verhaltensweisen sollen für das Wort „Nein“ denn herhalten? Können Sie sich eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie bedeutungslos Ihr Wort „Nein“
für den Hund ist? Mal davon abgesehen, wie frustriert der Mensch reagiert, weil der Vierbeiner die Ohren daraufhin auf Durchzug stellt, weil er auf keines seiner „Nein“-Worte reagiert und er es
schlicht und einfach nicht versteht!
Und weil die Menschen mit diesem Wort so lässig umgehen und es nichts bewirkt, wird daraufhin die Stimmlage zunehmend lauter und das „Nein“ wird letzendlich gebrüllt (damit er es besser
hören kann?). Bei dem überaus feinen Gehörvermögen würde mich als Hund das Gebrülle des Menschen auch nerven - wer mag schon gerne angebrüllt werden. Es geht sogar soweit, dass Ihr Hund beginnt
zu beschwichtigen, oder aus „Angst“ etwas ganz anderes macht – nur nicht das, was Sie eigentlich wollten. Muss das denn sein?
Und bei all den verzweifelten Versuchen, dem Wort „Nein“ eine Bedeutung zu geben, hat der Hund eines sicherlich gelernt „Ich heiße Nein“.
Damit Hunde mit dem vermeintlichen Namen „Nein“ nicht mehr ständig durch die Gegend laufen müssen, wäre es doch für beide Seiten viel entspannter, wenn Bello, Pfiffi und Co zukünftig lernen, was
sie anstatt dessen tun sollten. Ist das nicht eine wesentlich spannendere Erziehungsidee? Verneinungen erzeugen falsche Bilder. Die logische Schlussfolge davon ist, dass beim Gesprächspartner
eine falsche Information ankommt, zumindest eine andere, als der Sprecher gemeint hat. Wenn ich Ihr Interesse geweckt haben sollte, werde ich Sie und Ihren kleinen Freund gerne darin
unterstützen, damit er wieder seinen richtigen Namen tragen darf und Sie Ihre gemeinsamen Spaziergänge wieder entspannter genießen können.
Schlusswort: Ja, es ist mit Erziehungs- bzw. Beziehungsarbeit verbunden, die sich letztendlich aber auszahlt - Ihr Vierbeiner wird es Ihnen danken.